Hasemir
Hase und die drei schwarzen Hexen
Es war einmal ein gerne scherzender Hase, namens Hasemir. Er
brachte immer viel Unheil in das Feenkönigreich. Einmal hatte er das
ganze Königreich auf den Kopf gestellt und wurde daraufhin als Strafe
verbannt. Doch der Hase war nicht dumm. Er verkleidetet sich, damit ihn
die Feen nicht erkannten, aber der Versuch blieb ohne Erfolg. Die Feen
erkannten Hasemir und warfen ihn wieder hinaus. Nun war er in einem
Wald. "So ein Pech",sprach Hasemir Hase, "das passiert mir jedes
Mal."Auf einmal hörte er eine unbekannte, helle Glockenstimme. "Wenn du
klüger wärst, wüsstest du, dass du mit deinen Scherzen übertrieben
hast",sagte die Stimme und ein helles Licht erschien. Inmitten des
hellen Scheins war eine wunderschöne Fee. Sie hatte ein schneeweißes
Kleid an, ihre Flügel waren mit einem filigranen Muster verziert und
ihr blondes Haar reichte bis zum Boden.
"Wer seid Ihr",fragte Hasemir. "Ich bin Marisa, die Herrscherin über
das Feenkönigreich", antwortete die Fee. "Ich bin Hasemir Hase", sprach
der Hase, "aber nennen Sie mich einfach Hasemir." "Das weiß ich doch",
sagte Marisa lachend. Hasemir war überrascht. "Woher kennt Ihr ... ach
vergesst es einfach, was ich sagen wollte. Was kann ich bloß tun, dass
ich wieder nach Hause gehen kann?" Das war die Frage, die dem Hasen am
allerwichtigsten war und er hoffte auf hilfreiche Antwort. Die
Feenkönigin antwortete: "Du musst die drei schwarzen Hexen besiegen."
"Die d-d-d-drei sch-sch-schwarzen H-H-Hexen", stotterte er. "Sie
schmieden einen Plan, der das ganze Königreich in vollkommene
Finsternis zu verwandeln droht, und du musst sie aufhalten!" Hasemir
war sich bei dieser Sache nicht ganz sicher, ob er, ein kleiner Hase,
drei Hexen, die die schwarze, die böse Magie beherrschten, besiegen
konnte.
Bevor Marisa verschwand, sagte
sie: "Aber du musst nicht alle
drei auf einmal besiegen. Zuvor musst du drei Aufgaben lösen. Die ersre
Aufgabe ist: Finde ein Schwert, das in Drachenatem geschmiedet wurde.
Die zweite Aufgabe beinhaltet das Finden des Kristalldolches und die
dritte und letzte Aufgabe umfasst das Auftreiben des goldenen Speeres.
Wenn du jeweils einen Gegenstand gefunden hast, kommst du auf mystische
Weise zu einer der Hexen. Sogleich musst du die Kristallkugel der Hexe
suchen und mit dem gefundenen Gegenstand zerstören. Dann entweicht die
Zauberkraft und die Hexe wird zu Staub zerfallen. Also viel Glück." Als
sie das gesagt hatte, verschwand sie so, wie sie gekommen war. Hasemir
war sich jetzt ganz sicher, dass er die Hexen besiegen konnte. Er
wollte unbedingt in seine Heimat zurückkehren können. Dieser Wunsch war
es ihm wert, sich dieser Gefahr auszusetzen. Sofort brach er auf.
"Ich muss ein Schwert, geschmiedet in Drachenatem, finden. Drachenatem,
hm? Wo könnte ich so etwas finden", murmelte der Hase vor sich hin.
Nach einer Weile kam er an einer Höhle an. Aus der Höhle kam ein lautes
Brüllen. "Da wird ja die Möhre in der Erde verrückt. Das ist ein lautes
Brüllen." Hasemir zögerte, ging dann jedoch in die Höhle hinein. In der
Höhle hauste ein gewaltiger Drache.
"Wieso brüllst du so herum?"
"Ich
brülle herum, weil ich so einsam bin", antwortete der Drache. "Und
wieso bist du so allein", fragte der kleine Hase einfühlsam. "Ich bin
so allein, weil jeder dieses Schwert haben will", jammerte der Drache
und deutete mit seinem Kopf auf das Schwert zu seiner Rechten, "und ich
lasse nicht zu, dass jemand das Schwert aus eigennützigen Gründen an
sich reißt." "Wieso?" "Weil jeder mit dem Schwert eine üble Tat
vollziehen will!" "Und aus was für einem Grund?" "Jeder will Reichtümer
und Macht. Wenn ich ihnen das Schwert geben würde, ließen sie mich hier
alleine. Lass mich raten ... dasselbe willst du auch!" Der Drache
begann wütend zu schnauben. Er dampfte wortwörtlich. Gleich schien er
Feuer speien zu wollen.
"Nein, ich will die drei schwarzen Hexen besiegen, damit keine
Finsternis über das Königreich hereinbricht." "Du musst ein großer Held
sein. Wie heißt du", fragte der Drache versöhnlich. "Ich heiße Hasemir,
aber ein Held bin ich nicht. Ich bin eher ein Hofnarr, der mit seinen
Scherzen übertrieben hat und hinausgeworfen wurde", seufzte er, "und
wie ist dein Name?" "Mein Name ist Aragon." "Also, Aragon, bekomme ich
das Schwert?" "Was springt für mich dabei heraus?" Der Drache war sehr
neugierig, was der Hase ihm als Gegenwert anbieten würde. "Ich werde
dein Freund und du kannst mit mir kommen." "Das klingt gut. Du bekommst
das Schwert, aber ich bin hier angekettet sonst würde ich gerne
mitkommen." Hasemir überlegte, dann kam ihm blendende Idee. Er nahm das
Schwert und durchtrennte die Kette. Aragon war nun befreit. "Danke",
sagte der Drache hoch erfreut. Plötzlich standen sie vor einem
Hauseingang. Hasemir öffnete die Tür und ging in geduckter Haltung
hinein. Der Drache wollte ihm schon folgen, doch der Eingang war zu
klein. "Hasemir, ich muss leider hier draußen warten", flüsterte
Aragon. Hasmir drehte sich zu Aragon um und nickte zustimmend. Der
Drache würde Hasemir Deckung geben.
Dann drehte er sich wieder um und ging.
Er sah einen Topf mit einer
brodelnden grünen Flüssigkeit darin.
Daneben stand die erste Hexe und sagte komplizierte Zaubersprüche auf.
Auf der anderen Seite des Raumes befand sich die Kristallkugel. Der
Hase schlich sich vorsichtig näher. Kurz glaubte er, die Hexe hätte ihn
bemerkt. Als er an der Kugel war, holte er mit dem Schwert aus und
zerbrach sie. Die Zauberkraft entwich und die Hexe schrie:
„Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!“ Dabei zerfiel sie zu Staub.
Hasemir rannte zu Aragon. „Steig auf meinen Rücken!“, rief der
Drache. Hasemir sprang auf den Rücken und so flogen sie über den Wald
hinweg. „Wir müssen einen Kristalldolch finden“, sagte der Hase. „Ein
solcher Dolch kann überall sein, Hasmir. Wo sollen wir anfangen zu
suchen?“ „Ich habe keine Idee.“
Die zwei Freunde kamen an
einen Strand.
Am Strand sahen sie ein Einhorn, das gegen Wölfe kämpfte und fast
zusammenbrach. „Wir müssen ihm helfen!“, rief Hasemir. „Halt dich gut
fest“, sagte Aragon und steuerte in einem Sturzflug auf die Wölfe zu.
Vor Angst liefen die Wölfe davon. Der Drache landete vor dem Einhorn.
„Danke“, sprach das Einhorn, „Mein Name ist Reila und wie lauten eure
Namen?“ „Mein Name ist Hasemir.“ „Und mein Name ist Aragon.“ „Was macht
ihr hier?“, fragte Reila. „Wir suchen einen Kristalldolch“ „Ich habe so
einen Dolch, aber wofür braucht ihr ihn?“ „ Um die zwei schwarzen Hexen
zu besiegen“, antwortete Aragon. „Ich dachte, es gibt drei schwarze
Hexen.“ „Es gab. Ich habe die erste Hexe vernichtet“, sagte Hasemir.
„Ich gebe euch den Dolch unter einer Bedingung. Ihr nehmt mich mit!“
Aragon und Hasemir sahen sich an und sagten gleichzeitig:
„Einverstanden!“ „Gut. Der Dolch ist in der kleinen Hütte hier am
Strand.“ „Reila, darf ich ihn holen?“, fragte Hasemir. „Du darfst ihn
holen. Ich führe euch dorthin.“ Die drei Reisenden gingen zur Hütte am
Strand. Als sie angekommen waren, betrat Hasemir das Gebäude und holte
den Dolch. Er ging raus und wie beim ersten Mal waren sie plötzlich vor
einem Eingang. Aber jetzt standen sie vor einem Höhleneingang.
„Also
wenn die Hexe uns entdeckt, dann lenkt ihr sie ab und ich zerstöre die
Kristallkugel“, sagte der Hase. „Das machen wir. Aber wie? “, sagten
Reila und Aragon gleichzeitig. „Lasst euch was einfallen.“ Hasemir und
seine Freunde gingen hinein. „Sieh einer an“, krächzte die Hexe.
Die Freunde erschraken. „Was machen wir jetzt?“ „Wie ich es gesagt
habe!“, rief Hasemir. Aragon nickte mit dem Kopf nach links und ging in
die Richtung. Reila nickte und ging nach rechts. Die Zwei griffen die
Hexe von beiden Seiten an. Der Hase sah die Hexenkugel und lief
geradewegs darauf zu. Mit dem Dolch stieß er in die Kugel. Sie
zersplitterte und die Kraft entwich. Die Hexe zerfiel zu Staub. Hasemir
hoppelte zu seinen Freunden zurück. „Danke für eure Hilfe“, sagte
Hasemir. „Keine Ursache. Wir helfen gern“, sprach Aragon. „Zwei sind
erledigt, fehlt nur noch eine“, jubelte der Hase, „Gehen wir den
goldenen Speer suchen!“ „Gehen wir. Hasemir, willst du wieder auf
meinen Rücken?“, fragte der Drache. „Ja“, antwortete der Hase. „Ihr
könnt vorfliegen und ich galoppiere euch hinterher, aber flieg nicht zu
hoch und nicht zu schnell, Aragon. Es ist andernfalls schnell passiert,
dass ich euch aus den Augen verliere“, sprach das Einhorn. Die drei
Freunde gingen aus der Höhle und machten sich auf den Weg, um den Speer
zu suchen. Nach einer Weile landete Aragon auf einer Lichtung und Reila
kam zu ihnen. Hasemir stieg von Aragons Rücken. „Es wird bald dunkel.
Wir können erst morgen früh weiter. Schlagen wir ein Nachtlager auf “,
sagte Aragon. Hasemir und Reila waren einverstanden. Die Nacht brach
ein und sie hatten schon aus Zweigen und Blätter einen geeigneten
Schlafplatz gebaut. Bald schliefen Hasemir, Aragon und Reila ein. Am
nächsten Morgen brachen die drei Freunde früh auf, nachdem sie am
Vortag die zweite Hexe besiegt hatten. Sie kamen an einem Berg an. „
Ist hier ein Weg?“, fragte Reila. Aragon schaute es sich genau an und
sagte: „Ja, es gibt hier einen Weg, aber er ist ziemlich steil.
Schaffst du das?“ „Ich versuche es“, antwortete Reila ihm. „Dann los!“,
rief Hasemir. „Ihr seid hier fremd! Was wollt ihr hier?“, fragte eine
Stimme. Die drei Freunde drehten sich um und sahen ein halbes Pferd mit
dem Oberkörper eines Menschen. In seiner Hand hielt es einen goldenen
Speer. „Wir suchen einen goldenen Speer“, sagte Hasemir. „Wie ihr seht,
habe ich ihn. Ihr bekommt ihn, wenn ihr erratet, was ich bin.“ Die
Freunde überlegten, dann sagte Hasemir: „Du bist ein Zentaur.“ „Das ist
richtig. Hier nehmt ihn.“ Aragon landete und Hasemir stieg ab. Er holte
den goldenen Speer. „Willst du mitkommen?“, fragte Hasemir den Zentaur.
„Nein, ich bleibe hier.“

Als Hasemir mit dem Speer wieder auf Aragons Rücken stieg, standen die
drei in einem Schlosshof. Der Hase stieg ab und ging zu der einzigen
Tür. Er öffnete sie und schaute hinein, es war ein Hexenlabor. Hasemir
drehte sich um und sagte: „Keiner da. Ich gehe hinein und ihr bleibt
draußen.“ „Ich habe sowieso keine Wahl, die Tür ist zu klein“, sprach
Aragon. „Ruf mich, wenn du Hilfe brauchst“, sagte Reila. Hasemir nickte
und ging hinein. Er sah sofort die Kristallkugel. Sie war am Ende des
Raumes. Der Hase zielte auf die Kugel und warf den Speer. Der Speer
traf die Kristallkugel und die Kugel zersplitterte. Die Hexe kam gerade
hinein und zerfiel direkt zu Staub. Hasemir rannte zu seinen Freunden
nach draußen. „Wir haben es geschafft!“, rief er jubelnd. „Nein, du
hast es geschafft“, sagten Reila und Aragon.
Plötzlich standen die drei
vor den Schlosstoren des Feenkönigreiches. Sie hörten jemanden sagen:
„Die Helden sind eingetroffen!“, und ein lautes Jubeln begann. Hasemir,
Aragon und Reila drehten sich um und sahen das ganze Feenreich ihnen
zujubeln. Königin Marisa kam auf sie zu. „Ihr habt das Königreich
gerettet. Du, Hasemir, darfst hier wieder wohnen. Deine Freunde dürfen
hier auch bleiben, wenn sie möchten“, sagte die Königin. Die drei
Freunde waren überglücklich und blieben im Königreich, und wenn sie
nicht gestorben sind, dann erleben sie noch immer Abenteuer.
© Patricia Coyle